DE001.16 Adela

    From Oera Linda Wiki

    Entwurf Stafford

    C. Einführung der Verfasser

    Adelas Rat

    1.16 Schließlich meldete sich Adela zu Wort und sprach:

    Ihr alle wisst, dass ich drei Jahre lang Burgfrau war. Ihr wisst auch, dass ich zur Volksmutter auserwählt wurde, und dass ich nicht Mutter werden wollte, weil ich Apol als meinen Gemahl begehrte. Was Ihr aber nicht wisst, ist, dass ich alles, was geschehen ist, so verfolgt habe, als ob ich wahrlich Volksmutter gewesen wäre. Ich bin weit gereist, um zu beobachten, was vor sich geht. Auf diese Weise sind mir viele Dinge offenbart worden, die andere nicht wissen. Ihr habt gestern gesagt, unsere Verwandten auf der anderen Seite der Weser seien kleinmütig und feige. Doch ich darf Euch sagen, dass der Magus keinen einzigen Bezirk mit Waffengewalt erobert hat, [002] sondern allein durch hinterlistige Intrigen und noch mehr durch die Gier der Heerführer und Adligen.
    Frya sagte, wir sollten keine unfreien Leute unter uns dulden. Doch was haben sie getan? Sie haben unseren Feind nachgeahmt. Denn anstatt ihre Gefangenen zu töten oder sie freizulassen, haben sie Fryas Anweisungen mißachtet und sie als Sklaven benutzt. Weil sie das taten, konnte Frya nicht mehr über sie wachen. Sie haben die Freiheit eines anderen geraubt, und deshalb haben sie ihre eigene Freiheit verloren. Doch das alles wisst Ihr schon. Aber ich werde Euch jetzt berichten, wie sie nach und nach so tief gesunken sind.
    Die Frauen der Finnen gebaren Kinder. Diese wuchsen mit unseren Frya-Kindern auf. Manchmal tobten und jolten sie zusammen auf dem Hof oder saßen miteinander vor dem Herd. Dort lauschten sie begierig den frevelhaften Sagen der Finnen, weil diese aufreizend und neu waren. So wurden sie „entfryast“ trotz der Autorität ihrer Eltern. Als unsere Kinder heranwuchsen und sahen, dass die Kinder der Finnen nicht mit Waffen hantieren durften und bloß schuften mussten, blühte bei ihnen eine Verachtung für die Arbeit auf und sie wurden sehr hochmütig. Die Hauptmänner und ihre stärksten Söhne krochen zu freizügigen finnischen Mädchen. Ihre eigenen Töchter, die durch dieses schlechte Vorbild in die Irre geführt wurden, erlaubten sich, Kinder von den bestaussehenden finnischen Jungen zu bekommen, um ihre schlechten Eltern zu verhöhnen. Als der Magus dies verstand, [003] wählte er die schönsten seiner Finnen und Magyaren aus und versprach ihnen Kühe mit goldenen Hörnern, wenn sie einen Platz unter unserem Volk finden und dann seine Lehre verbreiten würden. Aber sein Volk ging noch weiter: Kinder wurden entführt und in die Upsalands gebracht. Und nachdem sie in seinen bösen Sitten erzogen worden waren, schickte man sie zurück.
    Da diese sklavenähnliche Leute unsere Sprache sprachen, gelang es ihnen, die Heerführer und Adligen auf ihre Seite zu ziehen, indem sie erklärten, sie müssten sich dem Magus unterwerfen, damit ihre Söhne ihre Nachfolge antreten könnten, ohne vom Volk gewählt zu werden. Denjenigen, die für ihre guten Taten einen Vorgarten für ihr Haus erhalten hatten, wurde ein weiterer Hinterhof versprochen. Diejenigen, die bereits einen Vorder- und einen Hinterhof verdient hatten, bekamen einen umliegenden Hof versprochen, und wer einen umliegenden Hof hatte, bekam ein ganzes Anwesen versprochen. Wenn die Adligen noch treue Fryas waren, wechselten sie die Richtung und nahmen die degenerierten Söhne ins Visier.
    Gestern schlugen einige von Euch vor, dass wir unser ganzes Volk mobilisieren sollten, um die östlichen Staaten zu den alten Sitten zurückzuzwingen. Meiner bescheidenen Meinung nach hätte dies jedoch verheerende Folgen. Stellt Euch einmal vor, unser Vieh hier wäre zuvor von einer schweren Lungenkrankheit geplagt worden, die anderswo immer noch grassiert: Würdet Ihr dann riskieren, dass Eure gesunden Tiere zu den kranken gehen? Sicherlich nicht! Wer würde es dann wagen, [004] seine Kinder in die Mitte eines völlig verkommenen Volkes zu schicken? Denn alle müssen sich einig sein und bestätigen, dass dies zu nichts als zu großem Ärgernis führen würde.
    Wenn ich einen Rat geben sollte, dann würde ich sagen, dass Ihr vor allem eine neue Volksmutter wählen müßt. Ich weiß sehr wohl, dass Ihr Euch damit schwertut, denn von den dreizehn verbliebenen Burgfrauen begehren nicht weniger als acht diese Ehre. Aber ich würde mir darüber keine Gedanken machen. Tuntia, die Burgfrau von Medeasblik, hat diese Ehre nie angestrebt, obwohl sie voller Weisheit und Klarheit ist und ihrem Volk und unseren Sitten so treu ergeben ist wie alle anderen zusammen.
    Ich würde Euch auch raten, zu den Burgen zu gehen und alle Gesetze, Fryas Tex, alle Geschichten und alles andere, was Ihr an den Wänden finden könnt, abzuschreiben, damit nichts verloren geht und mit den Burgen zerstört wird. Dort steht geschrieben, dass die Volksmutter und jede Burgfrau außer Helfern und Boten einundzwanzig Mägde und sieben Lehrmägde haben soll. Wenn ich etwas hinzufügen dürfte, dann würde ich schreiben: "… und so viele würdige Töchter, wie die Burgen aufnehmen können, um zu lernen."
    Denn ich sage die Wahrheit, und die Zeit wird es beweisen:
    Wenn Ihr wollt, dass Eure Kinder echte Fryas bleiben und nicht durch Intrigen oder Waffengewalt erobert werden, dann sorgt dafür, dass Eure Töchter echte Frya-Frauen werden. Bringt den Kindern bei, wie groß unser Land einst war, was für ein großes Volk unsere Vorfahren waren und wie großartig wir im Vergleich zu anderen immer noch sind. Erzählt ihnen von den Helden, [005] von ihren Heldentaten und von fernen Seereisen. Diese Geschichten müssen am Herd, auf dem Hof und sonstwo erzählt werden - in Zeiten der Freude und der Tränen. Aber damit sie sich in die Köpfe und Herzen einbrennen, müssen die Erzählungen aus dem Munde Eurer Frauen und Töchter kommen.

    Adelas Rat wurde befolgt.

    Fußnoten

    Navigation

    DE001.01 Versammlung ᐊ vorherige/nächste ᐅ DE005.08 Namen


    In anderen Sprachen

    EN001.16 Adela
    ES001.16 Adela
    FS001.16 ADELA
    FY001.16 Adela
    NL001.16 Adela
    NO001.16 Adela

    andere deutsche Übersetzungen

    Kapitel C: Wirth 1933