DE061.28 Burgmaide

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    L. Zeitalter Minerva

    1. Auf Walhallagara

    Kelta und Minerva

    61.28

    Entwurf Wallis

    Nun wollen wir über den Krieg der Burgmaiden Kelta und Minerva schreiben, und wie wir dadurch alle unsere südlichen Länder und Britannien an die Gallier ("Golen") verloren haben.

    [062] In der Nähe der südlichen Rheinmündung und der Schelde gibt es sieben Inseln, benannt nach Fryas sieben Wachmaiden der Woche. In der Mitte einer dieser Inseln liegt die Burg Walhallagara. An ihren Wänden steht die folgende Geschichte geschrieben. Sie beginnt mit den Worten:

    "Lies, lerne und wache!"

    563 Jahre nach dem Untergang von Aldland hatte hier auf der Burg Walhallagara eine weise und geistreiche Burgmaid ihren Sitz. Ihr Name war Minerva, von den Seefahrern Nyhellenia genannt. Dieser Beiname war gut gewählt, denn die Ratschläge waren neu ("ny") und hell ("hel"), die sie verlieh ("lena"), besser als alle anderen.

    Auf der anderen Seite der Schelde saß Syrhed auf der Flyburg. Diese Burgmaid war voller Ränke. Schön war ihr Antlitz und flink ihre Zunge. Doch die Ratschläge, die sie gab, waren immer in düstere Worte gekleidet. Deshalb nannten die Seefahrer sie Kelta. Die Landbewohner meinten jedoch, daß Kelta ein Ehrenname sei.

    Im letzten Willen der verstorbenen Volksmutter stand Rosamunde an erster, Minerva an zweiter und Syrhed an dritter Stelle als Nachfolgerin genannt. Minerva dachte sich nichts dabei, aber Syrhed war beleidigt. Sie wollte wie eine ausländische Fürstin geehrt, gefürchtet und angebetet werden. Minerva dagegen wollte nur geliebt sein. Schließlich kamen alle Seefahrer, um Minerva ihren Respekt zu erweisen, selbst von den Dänemarken und von der Flysee. Das ärgerte Syrhed, [063] denn sie wollte beliebter sein als Minerva. Daraufhin machte Syrhed einen Hahn auf ihr Banner, um für ihre Wachsamkeit zu werben.

    Da ging Minerva hin und machte einen Hirtenhund und eine Eule auf ihr Banner. »Der Hund«, sagte Minerva, »wacht über seinen Herrn und über die Herde, und die Nachteule wacht über die Felder, damit sie nicht durch die Mäuse verwüstet werden. Der Hahn aber hegt für niemanden Freundschaft, und durch seine Unzucht und seinen Hochmut ist er oft zum Mörder seiner nächsten Verwandten geworden.«

    Als Kelta sah, daß ihr Plan gescheitert war, wurde sie immer bösartiger. Sie ließ heimlich die Magyaren zu sich kommen, um von ihnen die Zauberei zu erlernen. Und als sie glaubte, genug von ihnen gelernt zu haben, warf sie sich in die Arme der Gallier. All diese Missetaten haben ihre Position jedoch nicht verbessert. Als sie merkte, dass die Seefahrer sie immer mehr mieden, da wollte sie sie durch Furcht zurückzugewinnen. Bei Vollmond, als das Meer stürmisch war, lief sie auf den wilden Wellen und rief den Seeleuten zu, daß sie alle untergehen würden, wenn sie sie nicht anbeten wollten. Sie blendete auch deren Augen, wodurch die Seeleute Wasser für Land und Land für Wasser hielten. Dadurch ist manches Schiff [064] mit Mann und Maus untergegangen.

    Danach gab es ein Wehrfest, auf dem all ihre Landsleute Waffen trugen. Dort ließ sie Tonnen von Bier ausschenken. In das Bier hatte sie einen Zaubertrank getan. Als das ganze Volk betrunken war, stieg sie auf den Rücken ihres Schlachtrosses und stützte ihren Kopf auf ihren Speer. Das Rot der Morgendämmerung hätte nicht schöner sein können. Als sie sah, daß alle Augen auf sie gerichtet waren, öffnete sie ihre Lippen und sprach:

    »Söhne und Töchter Fryas! Ihr wißt wohl, daß wir in letzter Zeit viel Verlust und Elend erlitten haben, seit die Seefahrer nicht mehr kommen, um unseren Schreibfilz zu verkaufen. Ihr wißt jedoch nicht, wie es dazu kam. Lange Zeit habe ich mich beherrscht und darüber geschwiegen, aber ich kann es nicht länger ertragen. Hört gut zu, meine Freunde, damit ihr wißt, wer hierfür verantwortlich ist.

    Auf der anderen Seite der Schelde, von wo aus die Schiffe fast alle Seen erreichen können, machen sie derzeit Schreibfilz aus Seerosenblättern. Auf diese Weise sparen sie unseren Leinen und brauchen uns nicht mehr. Da die Herstellung von Schreibfilz seit jeher unser wichtigstes Gewerbe ist, hätte die Volksmutter gewollt, daß auch wir das neue Handwerk erlernen.

    Aber Minerva hat das ganze Volk verflucht – ja, verflucht, meine Freunde – genau wie all unser Vieh, das in letzter Zeit gestorben ist. Das muß aufhören! Und ich sage euch eins: Wäre ich keine [065] Burgmaid, wüßte ich, was ich tun würde. Ich würde diese Hexe in ihrem Nest verbrennen.«

    Kaum hatte sie dies gesagt, eilte sie zu ihrer eigenen Burg. Das betrunkene Volk war jedoch dermaßen aufgewühlt, daß es jeden Sinn für Vernunft verloren hatte. In ihrem wahnsinnigen Eifer überquerten sie die Schelde, und als die Nacht hereinbrach, stürmten sie wutentbrannt die Burg Walhallagara.

    Kelta verfehlte jedoch erneut ihr Ziel, denn Minerva, ihre Maiden und die Burglampe wurden alle durch die flinken Seeleute gerettet.

    Fußnoten

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    andere deutsche Übersetzungen

    Kapitel L: Wirth 1933