S3 Wirth
Teil II. Fortsetzung von Oera Lindas
S. Frethorik
- 3. Schriften Ljudgerts
Wirth 1933
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- Der folgende Teil, welcher die Rückfahrt der Indo-Friesen erzählt, wurde von mir gestrichen, da er wahrscheinlich eine humanistische Überarbeitung darstellt, also aus der Feder des Schreibers von Kodex C stammen würde. Alt und von größter Wichtigkeit, wie ich in der Einleitung (S. 28o f.) dargelegt habe, ist der Anfang:
Nachdem wir zwölfmal und zweimal zwölf Jahre bei den ‘Fünf Wassern’ gesessen hatten[1], derweilen unsere Seekämpen alle Seen befuhren, die zu finden sind, kam Alexander der König mit einem gewaltigen Heer von oben, den Strom entlang, und befuhr unsere Dörfer.
- Es geht daraus hervor, daß die von Strabo erwähnte Siedlung Minagara, welche an der Indusmündung am Meere lag, nicht umfangreich gewesen sein kann. Es wird nun erzählt, daß die am Meere wohnenden Seeleute sich mit ihrer ganzen Habe auf die Flotte einschifften und die hohe See gewannen. Alexander, der erfuhr, welche große Flotte ihm entgangen war, drohte alle Dörfer zu verbrennen, falls sie nicht wiederkäme. Zwischen dem krank am Wall liegenden Wichirte und Alexander wird nun eine Übereinkunft geschlossen, daß die Fryas ihm als freie gegen Lohn dienen sollen, und zwar für die Überführung seines Heeres nach dem ‘heiligen Ganges’, den Alexander zu Lande nicht hatte erreichen können, Alexander ließ von seinen Soldaten Bäume fällen, die die friesischen Zimmerleute zu Schiffen verarbeiten sollten. Die aus den Bergen stammenden Soldaten, die sich vor der See fürchteten, zündeten die Zimmerschuppen an, wobei das ganze Dorf verbrannte. Alexander ist wütend und will die Schuldigen hinrichten lassen. Nearchus rät ihm ab. Alexander gibt seinen Plan auf und entschließt sich zum Rückzug. Die friesische Flotte, mit Weibern und Kindern — anscheinend als Pfand für ihre Treue — und die neuen Schiffe, welche dem Brand entkommen und mit Ioniern und Krekaländern bemannt waren, fahren nun nach der Euphratmündung, während Alexander die Küste entlang durch die Wüste zieht.
- Der Vertrag lautete dahin, daß die Geertmänner so weit fahren sollen und dann dort eine Siedlungsstätte wählen oder zurückkehren konnten. Auf Nearchus’ Ersuchen fährt dann die Flotte im Goldsolde Alexanders noch bis zum Ende des Roten Meeres, wo sie von zweihundert Elefanten und taufend Kamelen auf Balken innerhalb dreier Monate nach dem Mittelmeer gezogen wird, und zwar durch die Wüste, welche sich seit jener Durchfahrt der Flotte der Geertmänner-Ahnen gebildet hatte. Nearchus hätte ihnen gesagt, daß sein König den anderen [96] Königen seine Allmacht zeigen wollte.
Als Alexander erfuhr, wie sein Entwurf ausgegangen war, wurde er so vermessen, daß er die trokkene Straße ausheben lassen wollte, Irtha zum Spotte. Aber Wralda ließ seine Seele los; darum ertrank er in dem Wein und seinem Übermut, ehe er damit beginnen konnte.
- Nearchus schlägt den Geertmännern die Ansiedlung an der phönizischen Küste vor. Sie lehnen ab und erklären, lieber die Rückfahrt nach Fryasland wagen zu wollen.
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- Trotzdem scheinen sie aus Freundschaft für Nearchus,
... den wir als ein Mischblut erkannten, wegen seiner frischen Haut, feiner blauen Augen und seines hellen Haares...
- noch geblieben zu sein, und verhelfen dem Städtezwinger Demetrius, dem Sohne seines Freundes Antigonus, in dem Seekampfe gegen Ptolemäus zum Siege. Auch weiter fahren sie sein Heer nach Rhodos hinüber. Demetrius vergreift sich aber in Abwesenheit des friesischen Seekönigs Friso an dessen Tochter und Sohn. Friso bewegt seine entweihten Kinder durch einen geheimen Boten zum Selbstmord, welchen seine Frau aus Gram bereits begangen hat.[2] Bemerkenswert ist die Botschaft des Friso an seine Kinder:
Wider euren Willen ist euer Leib verunreinigt: das wird euch nicht angerechnet werden. Doch wenn ihr eure Seele verunreinigt, werdet ihr niemals in Walhalla kommen. Eure Seelen werden dann auf Erden umherirren, sonder je das Licht sehen zu dürfen. Gleich den Fledermäusen und Nachteulen werdet ihr euch immer am Tage in eure Höhlen verkriechen und nachts hervorkommen und dann auf unseren Gräbern weinen und heulen, derweilen Frya ihr Haupt von euch abwenden muß.
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- Aus Rache zündet Friso die Vorratsscheuern des Demetrius an und fährt mit der ganzen Flotte, mit Weibern und Kindern, Sack und Pack auf und davon. Der Angriff der sie verfolgenden Kriegsflotte des Demetrius wird abgeschlagen. Unterwegs will sich ihnen noch eine Flotte mit Ioniern anschließen, die von dem Vorgefallenen vernommen und sich ebenfalls der Zwingherrschaft des Demetrius entziehen möchten.
Friso, der viel mit Ioniern gefahren war, sagte ‘ja’, aber Wichirte, unser König, sagte ‘nein’. »Die Ionier sind Götzendiener«, sagte er, »ich habe selber gehört, wie sie diese anriefen.« Friso sagte, das käme von ihrem Verkehr mit den anderen Krekaländern. »Das habe ich selber auch oft getan, und doch bin ich so gut Fryas wie der Echteste von euch.« Friso war der Mann, der uns nach Fryasland führen mußte. Also gingen die Ionier mit. Auch schien es Wralda wohl zu gefallen, denn ehe drei Monate verstrichen waren, fuhren wir an Britannien entlang, und drei Tage später durften wir »ho-n-seen« rufen.