DE090.01 Apollania
R. Apollania
1. Adelbund
Wirth 1933
[81] Man hat mich Apollonia geheißen. Zweimal dreißig Tage nach dem Tode meiner Mutter hat man Adelbrost, meinen Bruder, erschlagen gefunden auf der Werft, sein Haupt gespalten und seine Glieder auseinandergerissen. Mein Vater, der siech daniederlag, ist vor Schrecken gestorben. Da ist Apol, mein jüngerer Bruder, von hier nach der Westseite von Schonland gefahren. Dort hat er eine Burg gebaut, Lindasburch geheißen, um von da unser Leid zu rächen. Wralda hat ihm dazu viele Jahre verliehen. Er hat fünf Söhne gewonnen: allesamt bringen sie dem Magy Schrecken und meinem Bruder Freuden. Nach dem Tode meiner Mutter und meines Bruders sind die Wackersten aus dem Lande zusammengekommen: sie haben einen Bund geschlossen, Adelbund geheißen. Auf daß uns kein Leid widerfahren sollte, haben sie mich und Adelhirt, meinen jüngsten Bruder, auf die Burg gebracht, mich zu den Maiden und meinen Bruder zu den Wehren. Als ich dreißig Jahre alt war, hat man mich zur Burgmaid gekoren, und als mein Bruder fünfzig war, wurde er zum Grevetmann gekoren. Von Mutters Seite war mein Bruder der sechste, aber von Vaters Seite der dritte. Nach Recht dürfen also seine Nachfahren nicht Overa Linda (Über die Linden) hinter ihrem Namen führen[1], aber ein jeder wollte es haben, meiner Mutter zu Ehren. Überdies hat man uns auch eine Abschrift gegeben von dem Buche der Folger Adelas. Darob freue ich mich am meisten, denn durch die Weisheit meiner Mutter kam es in die Welt. In der Burg habe ich noch andere Schriften gefunden, die nicht in dem Buche stehen, auch Lobreden auf meine Mutter. Von allen diesen will ich nachher schreiben.
Fußnoten
- ↑ Wie in den Islandsagas, führt das Geschlecht den Namen des Hofsitzes.
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